Deutsche Apotheker Zeitung: Exklusiv-Interview

Exklusiv-Interview mit Lars Horstmann & Alexander Freier, Vorstand der easyApotheke (Holding) AG und Julia Borsch, Chefredakteurin DAZ

Borsch: Sie wirken zufrieden mit der aktuellen Entwicklung – stimmt das?
Horstmann: Zufrieden wäre die Schulnote drei – wir sind tatsächlich sehr glücklich. Die easyApotheke-Gruppe wächst weiterhin stark, wir liegen aktuell insgesamt bei rund 15 Prozent Umsatzwachstum, bei Rx sogar bei 20 Prozent im zweiten Jahr in Folge. Auch im OTC-Bereich sehen wir mit 8 Prozent Zuwachs deutliche Steigerungen – alles über Marktniveau. Das zeigt, dass unser Konzept bei unseren Kundinnen und Kunden sehr gut ankommt.

Borsch: Gerade zu Beginn gab es ja viele Vorbehalte gegen easyApotheken. Ist das noch immer so?
Horstmann: Die easyApotheke ist vor über 15 Jahren als „Apothekendiscounter“ gestartet – damals recht aggressiv. Das kam nicht überall gut an. Heute haben wir ein völlig anderes Standing und sind sehr akzeptiert im Markt: Das Discount-Image haben wir abgelegt. Wir stehen für hohe Beratungskompetenz, ein breites Sortiment und gute Lieferfähigkeit. Unser Image ist sehr gut, wir wurden sieben Jahre in Folge zur besten Kooperation gewählt. Auch mit Politik und Verbänden sind wir gut vernetzt – easyApotheker sitzen inzwischen sogar in Kammer- und Verbandsvorständen.

Borsch: Was macht Ihr Konzept aus Ihrer Sicht so erfolgreich?
Freier: Wir sind ein modernes zukunftsfähiges Konzept und vereinen die pharmazeutische Kompetenz mit einem Einkaufserlebnis, das an den Drogeriemarkt erinnert. Unsere Apotheken sind größer, hell, freundlich, laden zum Stöbern ein. Das führt zu höheren Freiwahl- und OTC-Anteilen, was sich wiederum positiv auf den Rohertrag auswirkt. Dieses zweite wirtschaftlich Standbein macht unabhängiger vom Rx-Umsatz – das überzeugt viele.

Borsch: Gibt es Kriterien für Apotheken, die bei Ihnen mitmachen wollen?
Freier: Ja, eine gewisse Größe ist Voraussetzung. Ab einer Fläche von 65qm können wir das easyApotheken Konzept mit allen Stärken der Sortimentsbreite und professionellen Kundenführung umsetzen. Außerdem braucht es eine Lage mit viel Kundenfrequenz – zum Beispiel neben Nahversorgern. Die Standorte prüfen wir daher sehr genau. Qualität geht hier klar vor Quantität. Es kommt auch vor, dass jemand gerne der Kooperation beitreten würde, die Apotheke aber einfach nicht passt – aber auch da entstehen manchmal neue Ideen, etwa ein Umzug oder eine Erweiterung.

Borsch: Ihre Kooperation wächst, während viele Apotheken schließen müssen. Hilft Ihnen die aktuelle Lage?
Horstmann: Die aktuelle wirtschaftliche Situation zwingt viele Apotheker, über neue Modelle nachzudenken. Unsere Switch-Lösung – also der Umbau einer bestehenden Apotheke in eine easyApotheke – zeigt einen Weg auf. Bei der Überlegung, was das Apothekenkonzept der Zukunft ist, spielen wir bei vielen Apothekern immer häufiger eine relevante Rolle.

Borsch: Wie positionieren Sie sich in der aktuellen Honorardebatte?
Horstmann: Wir kämpfen für eine längst überfällige Honorarerhöhung, auch über den BVDAK. Die Inflation, gestiegene Personalkosten – all das muss sich widerspiegeln. Wir hoffen sehr, dass die aktuellen Pläne aus dem Koalitionsvertrag zügig umgesetzt werden.

Borsch: Abgesehen vom Honorar – was sind die größten Herausforderungen für Apotheken?
Freier: Da sehe ich drei: Rentabilität, Bürokratie und den Personalmangel. Wir helfen unseren Partnern mit einem Konzept und effizienten Abläufen. Vieles übernehmen wir zentral – zum Beispiel Einkaufsverhandlungen oder Social-Media-Content. Gegen den Personalmangel haben wir vor Jahren „easyRecruitment“ gegründet – sozusagen ein internes Headhunter-Team, das sehr erfolgreich Personal für unsere Partner findet. Für bestehende Apotheken, aber natürlich auch für Neugründungen.

Borsch: Digitalisierung – wie unterstützen Sie hier?
Freier: Unser Ansatz ist, alle Kanäle miteinander zu verknüpfen. Online-Shop, Social Media, Flyer – alles ist orchestriert. So entlasten wir unsere Partner. Außerdem spiegelt unser Shop immer Sortiment, Preise und Verfügbarkeit der einzelnen Apotheke wider – wir haben da schon über 100.000 Artikel abgebildet. Auch unsere easyApp ist stark: Neben E-Rezept bietet sie viele Services, über 35.000 Kunden nutzen sie bereits.

Borsch: Gibt es Neuerungen, mit denen Sie die Kooperation weiterentwickeln?
Freier: Ja, einiges haben wir auch schon umgesetzt. Wir haben unser Konzept geöffnet: Neben klassischen Neugründungen und Switch-Projekten gibt es jetzt auch die „Konzeptpartnerschaft“. Wer seinen etablierten Apothekennamen und seine Corporate Identity behalten will, kann trotzdem alle easy-Vorteile nutzen – nur ohne grünes Logo. Das heißt, es steckt zwar easy drin, aber es steht nicht easy drauf. So sprechen wir auch Apotheken an, die zwar modernisieren wollen, aber ihren Namen behalten möchten. Zudem haben wir die easyDirekt GmbH gegründet, um das Direktgeschäft zu bündeln und bessere Konditionen für unsere Partner zu erzielen.

Borsch: Wie stehen Sie zum Thema Fremd- und Mehrbesitz?
Horstmann: Wir stehen zu 100 Prozent hinter dem Fremd- und Mehrbesitzverbot. Apotheker sollen Inhaber bleiben – das sichert Qualität und Verantwortung. Beteiligungen oder gar eigene Übernahmen schließen wir klar aus. Und wenn man sich mal andere Märkte anschaut, zum Beispiel Edeka und Rewe. Die inhabergeführten Märkte, wo der Inhaber in der vollen Verantwortung ist, für seine Kunden, für sein Team, für sein Tun, das sind die sehr viel erfolgreicheren Märkte.

Borsch: Ist Haftungsbeschränkung ein Thema innerhalb der Kooperation?
Horstmann: Natürlich ist das immer wieder ein Thema. Eine GmbH-Struktur wäre in vielen Fällen sinnvoll, um die private Haftung zu begrenzen. Wir wissen aber auch, dass es rechtlich nicht einfach ist. Zudem sehen wir auch die Gefahr, dass so stiller Fremdbesitz Einzug halten könnte. Es bleibt ein komplexes Thema.

Borsch: Vielen Dank für das Gespräch!

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