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easyApotheke will wachsen und künftig selbst mieten

ImmobilienZeitung, 04.10.2018

Im schrumpfenden Apothekenmarkt ist easyApotheke eine Ausnahme. Das Unternehmen wächst. Und mit einem neuen Konzept soll diese Entwicklung künftig auch noch beschleunigt werden. Dafür will die easyApotheke neue Wege gehen und ihren Kooperationspartnern kräftig unter die Arme greifen.

Der Apothekenmarkt in Deutschland ist weiter im Sinkflug. Ende 2017 gab es laut Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände noch 19.748 Apotheken in Deutschland, so wenige wie seit den späten 1980er Jahren nicht mehr. 120 Neueröffnungen wies die Statistik zuletzt auf, allerdings auch 395 Schließungen. Diesem seit Jahren anhaltenden Trend will sich das Unternehmen easyApotheke entgegenstellen. „Wir wachsen. Aber wir wachsen langsamer, als uns lieb ist. Uns geht es nicht schnell genug“, sagt Gesellschafter und Vorstand Stephan Just. Aktuell sei die easyApotheke an 125 Standorten vertreten. Zielvorgabe sei es, in den kommenden Jahren jeweils zwanzig neue Standorte hinzuzugewinnen.

Gelingen soll das mithilfe eines strategischen Konzepts namens easyStartup. Bislang wurden die Flächen für neue Standorte von einzelnen Apothekern als Kooperationspartner angemietet. Das habe die Verhandlungen erschwert und sei mit Unsicherheiten verbunden gewesen. In Zukunft will easyApotheke selbst die Mietverträge unterschreiben. „In der Vergangenheit waren wir dazu nicht selbst in der Lage. Inzwischen sind wir es aber und wollen jetzt auch offensiv zum Beispiel auf Projektentwickler zugehen“, sagt Just. Zum Beispiel, wenn irgendwo ein Fachmarktzentrum revitalisiert werden soll und noch Mieter gesucht werden, die bereit sind, sich langfristig zu binden. Sein Unternehmen sei bereit, Mietverträge mit einer Laufzeit über zehn Jahre abzuschließen. Selbst betreiben kann easyApotheke die Standorte allerdings aufgrund der Gesetzeslage nicht.

Justs Unternehmen ist darauf angewiesen, ausgebildete Apotheker dafür zu finden, denen die Existenzgründung mithilfe von easyStartup erleichtert werden soll. „Von der Standortsuche über die schlüsselfertige Übergabe bis zum Betrieb bieten wir ein komplettes Paket – inklusive eines Trainings, bevor es in die Selbstständigkeit geht“, erklärt Just. Die Finanzierung der neuen Standorte liege komplett bei dem Unternehmen, von den Kooperationspartnern werde lediglich der Nachweis über ein Eigenkapital in Höhe von 30.000 Euro verlangt. „Viele trauen sich eine Neugründung nicht zu. Da wollen wir die Hürden senken.“

Potenzielle Interessenten für ihr Existenzgründungsprogramm hat das Unternehmen besonders im bestehenden Apothekenfilialnetz ausgemacht. „Es gibt in Deutschland etwa 4.500 Filialapotheken. Also gibt es auch 4.500 Apotheker, die derzeit als Filialleiter arbeiten, sich aber auch selbstständig machen könnten.“ Nach wie vor darf ein Apotheker in Deutschland nur bis zu vier Apotheken in engem räumlichem Radius betreiben. Da die Filialleiter noch nicht örtlich gebunden sind, hofft die easyApotheke auf eine räumliche Flexibilität der künftigen Kooperationspartner.

Grundsätzlich ist der Wachstumskurs des Unternehmens auf das gesamte Bundesgebiet ausgelegt. In den großen Städten soll die Marktposition weiter ausgebaut und verbreitert werden. „Am besten können wir wachsen, wo wir schon sind, wo unsere Marke bereits bekannt ist“, sagt Just. Interessant seien dann Flächen ab 250 m2, gerne aber auch größer. Zum Konzept der easyApotheke gehört ein breites Warensortiment mit rund 4.000 Artikeln.

Angst vor der Konkurrenz aus dem Internet dürfen die Kooperationspartner der easyApotheke allerdings nicht mitbringen. Denn die Zukunft, da ist sich Just sicher, liegt in der Kooperation der beiden Vertriebskanäle. „Wir glauben fest an den stationären Han- del. Einfach weil wir merken, dass die Menschen das auch weiterhin wollen. Aber der Onlinehandel kann auch strategisch für den stationären Handel genutzt werden“, sagt Just. Es gehe schlicht darum, als Marke für die Kunden 24 Stunden erreichbar zu sein. Dieses Omnichannel- Konzept den künftigen Partnern näherzubringen, sei eine der Kernaufgaben für die nächsten zwölf Monate.

Der Wachstumskurs, den die easyApotheke einschlagen will, begründet sich auch mit der Geschäftsentwicklung an den bestehenden Standorten. Die sei nämlich außerordentlich positiv, wie Vorstand Stephan Just erklärt. „Gemittelt auf die bestehenden Standorte innerhalb der vergangenen fünf Jahre haben wir ein durchschnittliches Umsatzwachstum von pro Jahr 14,4 %“, sagt er. Besonders stolz sei man darauf, dass das Umsatzplus deutlich oberhalb der Zuwächse im Versandhandel liege. Der durchschnittliche Umsatz an den Standorten liege bei etwa 2,5 Mio. Euro. Das ist deutlich mehr, als üblicherweise in Apotheken umgesetzt wird.

Um künftig in den geplanten Dimensionen wachsen zu können, stockt das Unternehmen auch das eigene Personal auf. Aktuell seien vier Mitarbeiter damit beschäftigt, Kontakte zu neuen Kooperationspartnern zu schließen. „Da gehen wir auf zwölf hoch“, sagt Just. Zudem soll die Zahl der Mitarbeiter, die mit der Akquise neuer Standorte beschäftigt sind, von zwei auf vier erhöht werden. Und auch auf der Leitungsebene soll sich etwas tun. Oleg Krüger, früher Expansionsleiter der Tiernahrungskette Fressnapf, soll die Standortentwicklung vorantreiben. rgo

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